Stiller Zeitzeuge

Die Münze ist ein Zeitzeuge in der sich die Geschichte wiederspiegelt, so sagt man. Während der Vorbereitungen zur Beleuchtung des Hauses fand sich eine ebensolche, unscheinbar in einer Ritze des alten Holzbodens versteckt. Bei genauerer Betrachtung stellte sich die Münze als 10 Heller von 1916 heraus. Wer wohl der Besitzer war dem die kleine Münze im damals noch Österreich-Ungarnischen Kaiserreich aus der Tasche geplumst ist?

Allein was diese Münze erzählen könnte… Geschweige denn das Gebälk und das bröckelnde Gemäuer des alten Hauses selbst! Wir können nur darüber mutmaßen.

Geschichte und Zukunft des Hauses

Teile der Bausubstanz des Wegmacherhaus stammen laut historischen Quellen aus dem 15./16. Jahrhundert. Es wurde aber innen des öfteren umgebaut und teils von mehreren Familien bewohnt. Vor ca. 20 Jahren entstand die Idee eines Gemeindemuseums. Das inzwischen desolate Haus wurde von der Gemeinde Inzing angekauft und später u.a. mit Mitteln des Denkmalschutzes außen saniert. Die weitere Nutzbarmachung wurde aber aus verschiedenen Gründen nie realisiert.

Vor einiger Zeit nahmen einige Kulturschaffende und –interessierte das Gespräch mit der Gemeinde wieder auf. Mit dem Ergebnis, dass eine Planungsgruppe gebildet wird, die ein Konzept zur Nutzung des Wegmacherhaus erstellen soll. Detaillierte Architektenpläne zum Innenausbau des Hauses liegen bereits vor.

Entstehen soll ein „Kultureller Marktplatz im Dorfzentrum Inzings“ – selbstverwaltet und autonom.

Unabhängiger Freiraum, Treffpunkt von Kulturschaffenden aller Genres mit künstlerischem Anspruch. Schwerpunkt auf zeitgenössischen, kritischen Formen und Inhalten, sowie der Förderung „neuer Medien“. Infrastruktur für Vereine und Kulturschaffende, Platz für Chronik, Requisiten, Proberäume, temporäre Büros etc.
Die verschiedenen Raumgrößen und die flexible Raumgestaltung in den alten Mauern schaffen einen besonderen Ort für ganz unterschiedliche Kulturveranstaltungen. Das Projekt nimmt zukünftige Bespielungsvarianten vorweg, konstituiert das Wegmacherhaus als ein neues Zentrum für zeitgenössische Kunst und Kultur.

Das Wegmacherhaus als bespielbares Objekt

Reingehen kann man nicht. Zwischendecken sind vom Einsturz bedroht. Da und dort wurde nachgebessert – vorsichtshalber bleibt man aber doch lieber draußen. Aber inhaltlich füllen? Mit Sicherheit! Akzente setzen. Den Impuls aus „Radio Enterbach 95,0“ aufgreifen, der durch das Dorf ging. Aber nicht nur Erwartungshaltungen erfüllen – wirklich bewegen und gestalten.

September 2012 – der temporäre Umbau. Real wie virtuell. Das Haus als Installationsobjekt und Veranstaltungsort. Draußen bleiben, aber schon mal reinschauen/-hören. Besser noch – eingreifen:

Sichtbar machen, für alle. Als erster Schritt – das Haus soll erstrahlen! Teilhabe und Freiräume ermöglichen. Audio- und Lichtinstallationen, die laufend erweitert werden. Strukturierte Projektionsflächen, modulierbare Klänge von Maschinen. Unzählige Möglichkeiten – Hauptsache lebendig. Work in progress. Raumeingriffe/Interventionen von außen für Alle ermöglicht. Sei es über das Web oder mittels Steuereinheiten vor Ort.

Das Haus beginnt zu leben

Wirkt schon recht proper, diese Ruine, zumindest von außen. Obwohl, wahrgenommen wird sie trotzdem kaum. Mitten im Zentrum, kaum sichtbar, ein einfaches Haus. Wie
alt es wohl ist? So an die 500 Jahre munkelt man. Wen kümmert’s, kein Thema, wer
nimmt dieses Haus schon wahr? Die Zuagroastn wohl kaum. Inzing und das
Schreckgespenst Schlafdorf, konsumiert wird in der Stadt. Nicht zuletzt auch Kultur.
Verortet wurde dieselbe nie wirklich. Bekenntnisse dazu gab es, reichlich, freilich, aber
Taten? Die Zeit drängt, so viel ist klar.
Das Wegmacherhaus, Kohlstatt – Ecke Ziegelstraße, Inzing. Seit Jahren unbewohnt, seit
Jahren wird diskutiert. Viele Begehrlichkeiten wurden angemeldet, fast alles verlief im
Sand. Jetzt steht der Gemeinderatsbeschluss. Eine Planungsgruppe wird eingerichtet
und 2014 soll mit der Renovierung begonnen werden. Zeit zu handeln.